Musik-Apps für Android, Part I: Ethereal Dialpad
Mein Nokia E 60 ist ein kleines Brikett, hässlich aber WLAN-fähig, und deshalb war es auch lange Jahre mein treuer Begleiter. Vor ein paar Wochen habe ich mich nun entschieden, es in seinen wohlverdienten Ruhestand zu schicken und es durch ein moderneres Gerät zu ersetzen. Und da ich, wie sich eventuell herumgesprochen hat, eine gewisse Antipathie gegenüber den Produkten mit dem Apfel hege - Steve Jobs bestätigt mich gerade in letzter Zeit immer wieder darin -, ist es ein Android geworden, genauer ein HTC Desire. Privacy-Bedenken hin oder her, ich möchte mir nicht von einem grauhaarigen Choleriker vorschreiben lassen, was für Bildchen oder Filme ich mir auf meinem Taschencomputer ansehe, oder dass Musik mit Explicit Lyrics schlecht für mich sei.
Apropos Musik. Zugegebenermaßen gibt es fürs iPhone einige nette Musik-Apps, und was bisher auf dem iPad zu sehen war, könnte bald Einzug in die DJ-Booths halten. Android ist noch deutlich jünger und hat folglich noch nicht so viel musikalisches zu bieten. Ganz ohne musikalische Spielzeuge müssen wir Android-User dennoch nicht auskommen. In loser Folge möchte ich hier einige interessante Apps vorstellen. Den Anfang macht
Ethereal Dialpad
Die App Ethereal Dialpad von Adam Smith ist ein Synthesizer mit Echtzeiteffekten, der über die Touchoberfläche des Android-Phones gesteuert wird.
Für iPhone-Besitzer dürfte das nichts Weltbewegendes sein, aber unter Android steht Ethereal Dialpad noch ziemlich allein da. Immerhin vier verschiedene Oberflächen (dialpads) animieren zum Ausprobieren, im Menü lassen sich Effekte hinzufügen und einige grundlegende Einstellungen vornehmen. Zurzeit sind folgende Einstellungen verfügbar:
- Pitch Quantizer (Tonhöhe)
- Oktaven
- Delay
- Flanger
- Soft envelope (Hüllkurven)
- Soft timbre (Klangfarbe)
- Duett
Die Sounds lassen sich sehr intuitiv erzeugen, um z.B. halbwegs brauchbare Melodieläufe hinzubekommen, bedarf es aber schon einiger Übung. Ebenfalls vorgesehen ist die Möglichkeit, über den Market weitere Dialpads herunterzuladen; leider wurden während meiner Tests (noch) keine gefunden.
Bei Create Digital Music wird die App detailliert (auf Englisch) beschrieben, und der Entwickler selbst erzählt etwas von den Hindernissen bei der Programmierung von Ethereal Dialpad. Problematisch scheint vor allem das Fehlen eines soliden Sound-Frameworks für die Entwicklung von Android-Apps zu sein. Aber ich denke, je mehr ähnlich gelagerte Apps geschrieben werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass ein solches Framework irgendwann dabei abfällt.
Ich vermisse außerdem die Funktion, die eigenen Kreationen aufnehmen und ggf. auf einer Plattform sharen zu können. Aber zumindest das Recording sollte über den Kopfhörerausgang auf externen Geräten funktionieren.
Die App lief auf meinem Desire stabil und flüssig. Ethereal Dialpad ist kostenlos im Android Market verfügbar. Sterne gibt's bei mir nicht, aber ein Fazit: Es macht Spaß und wird nicht so schnell, dem Android-Phone mit Ethereal Dialpad Töne zu entlocken. Für einen "vollwertigen" Einsatz als Instrument fehlen allerdings noch ein paar Funktionen. Man darf aber gespannt sein, ob und wie sich die App weiter entwickelt.